Mitbestraft

Theaterprojekt

Geheimnisse
Was ich nicht weiß…!

Ein dokumentarisches Theaterstück in Zusammenarbeit mit der Freien Hilfe e.V., FEZ-Berlin und TAK Theater im Aufbau Haus im Rahmen des Projektes „Mitbestraft“
Gefördert aus den Mitteln des Fonds Soziokultur e.V.

Nach „Nenn mich einfach super“ von Reinhold Ziegler, „Mama im Knast“ von Maja Gerber-Hess und dokumentarischem Material

Textfassung, Konzeption und Regie: Monika Dobrowlańska
Zeichnungen: Irina Polubesov
Mit Christine Rollar, Mirja Henning und David Kopp

Voraufführung: 28.05.2016, 14 Uhr FEZ-Berlin, im Rahmen des Performing Arts Festivals Berlin 2016

Premiere für Jugendliche: 15.06. 2016, 10.30 Uhr, FEZ-Berlin
Premiere für Erwachsene: 18.06.2016, 20 Uhr, TAK Theater im Aufbau Haus Berlin, anschließend Publikumsgespräch

Vorstellungen 2017: 17.06.2017, 16 Uhr und 19.30 Uhr, TAK Theater im Aufbau Haus Berlin im Rahmen des Performing Arts Festivals Berlin 2017

weitere Vorstellungen

Zielgruppe: Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene

Wieder mal ist Walter in einer neuen Schule. Klar, dass die Klasse wissen will, woher er kommt. Doch das ist ein Thema, das Walter überhaupt nicht liebt. „Aus der Stadt, ihr Dörfler!“, sagt er. Die Einschüchterung wirkt. Auf die Frage nach seinem Vater hat er ebenfalls eine Antwort parat: Er ist mit einer anderen Frau durchgebrannt. Walter schlägt sich mit seiner Frechheit durch. Wahrscheinlich hätte nie jemand die Wahrheit erfahren, wäre da nicht auf einmal die merkwürdige Geschichte mit der Entführung passiert…

Als ihre Mutter ins Gefängnis kommt beginnt für Elfi ein Alptraum: Ihre Mutter hat im Affekt ihren Chef, der sie schikanierte und erpresste, erschlagen. Elfie ist fassungslos, ihre Scham darüber ist so groß, dass sie nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ihre Gefühle für die Mutter spielen Achterbahn und variieren von Mitgefühl bis hin zum Hass. In der Not lernt sie auch ihre Freunde kennen. Viele begegnen ihr in der Schule und in der Kleinstadt, wo sie lebt, mit Vorurteilen und mit Misstrauen. Das Getuschel und die Blicke der Mitschüler und Nachbarn verunsichern sie stark…

Die Inszenierung legt realistisch und anschaulich dar, wie schwer die Situation für die Kinder von Inhaftierten ist und wie grundlegend sich das Leben der ganzen Familie verändert. Im Zentrum unseres Interesses steht die Perspektive der Kinder, deren Erlebnis der Inhaftierung und Trennung sowie ihrer Situation. Diese wird zur ästhetischen Kategorie der Inszenierung. Diese Perspektive liegt oft jenseits von gängigen Stereotypen, ist von Frische, Naivität, origineller Deutung und von vielen diversen Fragestellungen gekennzeichnet. Die Perspektive der Kinder von Inhaftierten und ihrer Eltern wurde in kreativen Workshops erschlossen und durch persönliche Interviews ergänzt.

Ausgangspunkt: Es wird geschätzt, dass 100.000 Kinder in Deutschland davon betroffen sind, dass Vater oder Mutter inhaftiert sind. Wenn der Umstand der Inhaftierung bekannt wird, werden die Kinder oftmals mitstigmatisiert. Sie erfahren Diskriminierungen und soziale Benachteiligungen außerhalb der Familien, zum Beispiel im Kindergarten und Schule. Die extremen Nachteile, die jungen Menschen mit inhaftierten Eltern entstehen und somit ihr besonderer Bedarf an Unterstützung, werden weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern wirklich erkannt. Erst 2014 wurde die erste und bis jetzt einzige Studie zu ihrer Situation und Risiken für die psychische Gesundheit durchgeführt.

Unser Projekt verfolgt das Ziel das Thema „Kinder von Inhaftierten“ zu enttabuisieren. Zentrales Ziel unseres Projektes ist es, diesen Kindern eine Stimme zu verleihen und einen Perspektivenwechsel auf die Kinder von Inhaftierten anzuregen. Es versteht sich als eine Aufklärungskampagne um eine unsichtbare Gruppe in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rufen, ihr eine Stimme zu verleihen und ihre Anerkennung in der Öffentlichkeit und Politik zu bewirken.

Die Thematisierung und Aufarbeitung dieses vernachlässigten Tabuthemas in der Kunst hat bis jetzt nicht stattgefunden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern ist diese Problematik in der Kunst bis heute nicht existent.

 

 

Begleitprogramm

Theaterpädagogische Vorbereitung der Schüler und der Lehrkräfte auf die Inszenierung, Vor- und Nachbesprechungen.

Wanderausstellung „Heldenhaft“, Freie Hilfe Berlin e.V.: Die Wanderausstellung „heldenhaft“ behandelt in verschiedenen Exponaten die Situation von Kindern, deren Vater oder Mutter inhaftiert sind. Neben dem theoretischen Hintergrund und Informationen zur Aufklärung über diese schwierige Lebenssituation bietet sie, ansprechend aufbereitet, interaktive Elemente zur Sensibilisierung und emotionalen Auseinandersetzung mit diesem Thema. Diese werden über begehbare Elemente, Bild- und Tonmaterial realisiert. Die Besucher erfahren u.a. warum durch die Inhaftierung des Vaters oder der Mutter Traumatisierungen entstehen können und welche Unterstützung die betroffenen Kinder benötigen, um deren Resilienz zu fördern. Darüber hinaus können Familienangehörige Informationen zu weiterführenden Hilfeangeboten erhalten.

Die Ergebnisse sollen im Form eines Buches mit Reportagen und Interviews veröffentlicht werden.

Workshops: In dem Zeitraum November 2015 – Januar 2016 haben wir im Rahmen unseres Projektes kreative Workshops für die betroffenen Kinder und ihre Eltern angeboten.

Presse: